Manieren bezüglich des Toilettengangs

reinheit rituelle reinheit 09.12.2022

Dieser Artikel beschreibt die islamischen Richtlinien und Gebote bezüglich des Toilettengangs. Der Islam regelt viele Aspekte des alltäglichen Lebens, was auf den Laien befremdlich wirken mag, besonders wenn er diesen Aspekten keine Wichtigkeit zuschreibt. So gibt es Handlungsempfehlungen für das Einschlafen, das Niesen, das Essen und sogar für den Gang zur Toilette. Hinter all diesen Geboten und Empfehlungen stecken immer Weisheiten, auch wenn die Menschen diese teilweise nicht nachvollziehen können. Im folgenden Artikel findet der Leser die Regeln, die rund um die Benutzung der Toilette gelten.

Die Gründe für diese Regelungen

Der Gang zur Toilette ist eine sehr private Angelegenheit, die häufig mit Scham einhergeht. Daher mag es erstaunen, dass der Prophet, Friede sei mit ihm, den Muslimen dafür Anweisungen gab. Im Islam ist es jedoch häufig so, dass private und alltägliche Dinge angesprochen werden und es dafür entweder Gebote und Verbote oder zumindest Empfehlungen gibt. Dies, da der Islam eine Religion der Praxis und nicht der Theorie ist. Ist man Muslim, so spiegelt sich das in jeder kleinen Handlung des Alltags wider. Man lebt bewusst für seinen Schöpfer, gedenkt Ihm im Alltag und versucht, Seine Gebote umzusetzen. So stellt man sicher, dass man alles bis ins kleinste Detail auf die richtige Art und Weise tut, denn die Vorschrift Allahs ist sicher richtig, während die Menschen nicht alles wissen können, wie Allah im Koran erwähnt: „Allah weiß, ihr aber wisst nicht“ [Koran 2:216]. Dazu ist jeder Punkt, in dem man Allah gehorcht, ein Gottesdienst. Befolgt man die göttlichen Vorschriften in egal welcher Situation nach dem Vorbild des Propheten, so erlangt man damit Belohnung und die Zufriedenheit Allahs.

Wenn man dies auf die Regelungen für die Toilette bezieht, so sieht man schnell, dass diese Sinn ergeben und den Menschen Nutzen bringen. Allah erzieht die Menschen damit zu bewussten Wesen, die anders als die Tiere ihre Notdurft kontrolliert und würdevoll verrichten. Allgemein legt der Islam viel Wert auf Reinheit und Sauberkeit. Diese Eigenschaften sind ein Indikator dafür, dass eine Gesellschaft zivilisiert ist. Ein reiner und sauberer Mensch verdient den Respekt der Menschen und wird von Allah geliebt, denn Er, der Erhabene, sagt im Koran:

„Wahrlich, Allah liebt die Reumütigen, und Er liebt die, die sich reinhalten“ [2:222]. Ein Mensch, der sich nicht reinhält, verliert dadurch Respekt. Unter Umständen wird das rituelle Gebet von Allah nicht akzeptiert, wenn es mit unreinen Substanzen am Körper oder an der Kleidung verrichtet wird. Daher ist eine angemessene Hygiene, besonders auf der Toilette, von großer Bedeutung.

Der heutige Standard des Westens, was dies betrifft, ist nicht der, der am meisten Hygiene und Moral verspricht. Noch vor wenigen Jahrhunderten war es im Westen üblich, sich nach der Notdurft spärlich oder gar nicht zu reinigen und diese an Orten wie dem Schlafzimmer oder sogar der Straße zu verrichten. Daraus entstanden verschiedene Krankheiten und Seuchen. Die muslimische Welt jedoch musste ihre Hygienekonzepte auch nach mehr als 1400 Jahren niemals der Zeit anpassen. Mit den Vorschriften, die der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, verkündete, leben die Muslime bis heute und sind in vieler Hinsicht aufgeklärter als die westliche Welt. Daher werden die verschiedenen Richtlinien beim Gang zur Toilette im Folgenden aufgezählt und erläutert.

Der Eintritt in die Toilette

Zunächst einmal sollte man das Badezimmer oder die Toilette mit dem linken Fuß zuerst betreten. Im Islam gilt, dass alles Positive, wie das Essen, der Handschlag oder auch die Waschung mit der rechten Hand vollzogen wird. Dagegen wird bei allem Negativen, wie dem Abwaschen nach dem Toilettengang oder dem Ausschnäuzen der Nase bei der Gebetswaschung die linke Hand verwendet. Der Prophet, Friede sei mit ihm, verbat es daher, mit der linken Hand zu essen [Tirmidhi]. Genauso verhält es sich auch mit den Füßen. Da es sich bei der Toilette um keinen positiven, sondern einen unreinen Ort handelt, betritt man sie mit dem linken Fuß zuerst.

Beim Betreten der Toilette sollte außerdem ein Bittgebet gesprochen werden, dessen Wortlaut auf Arabisch ist:

„Allaahuma innee a’uudhu bika minal-khubthi wal-khabaaith“ – „Oh Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor allen Übeltätern und Übeltäterinnen“ [Bukhari, Muslim]

Das Bittgebet kann man zunächst auf Deutsch sprechen, bis man sich den arabischen Wortlaut eingeprägt hat. Dazu empfiehlt es sich, die Worte auf einen Zettel zu schreiben, an die Toilettentür zu kleben und bei jedem Gang aufzusagen. So fällt es einem leichter, es schnell auswendig zu lernen.

Mit den im Bittgebet angesprochenen Übeltäter und Übeltäterinnen sind die männlichen und weiblichen Dschinn gemeint. Diese sind Wesen, die für die Menschen unsichtbar sind, jedoch neben ihnen auf dieser Welt leben. Wie auch unter den Menschen gibt es Gute und Schlechte von ihnen, wobei die schlechten Schayatin genannt werden. Sie halten sich üblicherweise in Toiletten auf [Abu Dawud] und können den Menschen Schaden zufügen oder sie sogar besessen machen. Daher ist das Bittgebet beim Eintritt in die Toilette ein Schutz für den Menschen vor diesen Wesen.

Der richtige Ort für die Erleichterung

Auch bei der Wahl des Ortes, an dem man zur Toilette geht, gibt es einige Richtlinien. In der heutigen Zeit benutzt man normalerweise Toiletten, die nur für den Zweck der Erleichterung existieren. Zu früheren Zeiten war dies jedoch anders. Die Menschen verrichteten ihre Notdurft oft draußen, wie es auch heute noch in einigen Ländern gemacht wird. Aus diesem Grund sprach der Prophet ein Verbot aus, sich an Wasserstellen, auf Durchgangsstraßen oder im Schatten zu erleichtern [Abu Dawud]. Bei Wasserstellen besteht die Gefahr, dass die Exkremente das Trinkwasser verunreinigen. Bei Straßen ist es möglich, dass ein Passant auf das Exkrement tritt und ähnlich verhält es sich im Schatten, da die Menschen dort Schutz vor der Sonne suchen und sitzen. Dies zeigt, dass der Islam eine Religion ist, in der man Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen und ein zivilisiertes Benehmen an den Tag legen muss.

Außerdem muss man darauf achten, dass der Intimbereich oder die Aura währenddessen nicht vor anderen entblößt wird. Man sollte dabei allgemein nicht von anderen Menschen gesehen werden. Es wird berichtet, dass der Prophet, Friede sei mit ihm, sich weit von allen anderen entfernte, wenn er sich erleichtern wollte [Abu Dawud]. Obwohl er bereits außerhalb der Sichtweite war, ging er zunächst zu Boden und hob erst dann sein Gewand an [Abu Dawud]. Damit war keine Möglichkeit gegeben, dass jemand anderes seinen Intimbereich sehen könnte. In der heutigen Zeit sind diese Überlieferungen vor allem für Männer relevant. Sie zeigen auf, dass das Benutzen von sogenannten Urinalen, bei denen man im Stehen nebeneinander uriniert, nicht erlaubt ist. Denn hier ist die Gefahr gegeben, dass man seinen Intimbereich vor anderen entblößt. Stattdessen sollte man einen einzelnen, abgetrennten Bereich benutzen.

Die Schamhaftigkeit ist eine Tugend im Islam. Auch deshalb sollte man nicht mit anderen gemeinsam seine Notdurft verrichten oder sich dabei mit anderen unterhalten. Der Prophet, Friede sei mit ihm, sagte, dass Allah zornig über diejenigen wird, die dies tun [Abu Dawud]. Daher sollte man Gespräche vermeiden, während man auf der Toilette ist.

Befindet man sich im Freien an einem Ort, der vom Propheten, Friede sei mit ihm, zur Erleichterung nicht verboten wurde, so muss man auch auf die Richtung achten, in der man steht. Man sollte weder in Gebetsrichtung stehen noch dieser den Rücken zudrehen. Dies gilt jedoch nur im Freien. Befindet man sich in einem geschlossenen Raum, was heute meist der Fall ist, so muss man diesen Punkt nicht beachten [Abu Dawud].

Die Notdurft und die Reinigung

Beim Verrichten der Notdurft ist darauf zu achten, dass man sich selbst, die eigene Kleidung sowie die Umgebung möglichst nicht beschmutzt. Wie bereits erwähnt, können Spuren von Kot und Urin auf Körper und Kleidung dazu führen, dass das Gebet nicht akzeptiert wird. Beim Urinieren im Stehen, was viele Männer tun, ist es kaum möglich, dass keine Spritzer auf die Kleidung und auch auf die Umgebung geraten. Daher sollte man nach Möglichkeit immer im Sitzen urinieren. Dies ist auch hygienischer, da nach einem andere die Toilette betreten können. In besonderen Fällen, etwa wenn die Toilette schmutzig ist und man sie nicht reinigen kann, ist das Stehen jedoch erlaubt. In diesem Fall muss man jedoch darauf achten, dass keine Spritzer auf die Kleidung gelangen oder sie im Zweifelsfall vor dem nächsten Gebet wechseln. Der Prophet, Friede sei mit ihm, empfahl wegen dieser Problematik, auf weiche Oberflächen zu urinieren [Abu Dawud]. Ist der Untergrund hart, wie etwa Keramik, Stein oder Marmor, so spritzt der Urin stärker und die Gefahr der Verunreinigung steigt.

Wenn man die Notdurft verrichtet hat und dabei keine Verunreinigung auf die Kleidung geriet, so muss lediglich der Intimbereich gereinigt werden. Diese Reinigung sollte so gründlich wie möglich erfolgen, denn es wird vom Propheten, Friede sei mit ihm, berichtet, dass er einmal an zwei Gräbern vorbeikam. Er sagte: „Die Insassen dieser Gräber werden gepeinigt, doch nicht wegen einer der großen Sünden. Der eine von ihnen lästerte und der andere pflegte sich nicht vor Urin zu schützen“ [Muslim]. Daran merkt man, wie ernst diese Angelegenheit ist. Neben dem Schützen der Kleidung und des restlichen Körpers vor den Exkrementen muss man auch den Intimbereich nach jedem Toilettengang gewissenhaft reinigen. Diese Reinigung des Geschlechtsorgans und des Darmausgangs heißt auf Arabisch Instindscha‘.

Um sich zu reinigen, ist Wasser das beste Mittel. Ist man draußen und findet kein Wasser vor, so kann man auch Papier, Blätter oder Steine dafür verwenden. Damit muss man sich jedoch mindestens dreimal reinigen, so dass kein Überrest einer Verunreinigung übrig bleibt. Außerdem ist es nicht erlaubt, sich mit Mist oder mit Knochen zu reinigen [Abu Dawud]. Um sich überall und jederzeit mit Wasser reinigen zu können, empfiehlt sich das Mitführen einer kleinen Wasserflasche. Zuhause kann man diese auch mit einer Gießkanne ersetzen, die neben der Toilette steht. Andere Methoden sind Intimduschen oder das Verwenden der Duschbrause, vor allem, wenn sich die Toilette im Badezimmer befindet.

Für die Reinigung gießt man mit der rechten Hand Wasser auf den Intimbereich und reinigt diesen dabei mit der linken Hand. Man kann auch das Wasser über die linke Hand gießen und damit über den verschmutzten Bereich gehen. Dies kann bedeuten, dass man die linke Hand mehrmals säubern muss, um erneut über die verschmutzte Stelle zu gehen, solange, bis keine Rückstände mehr zurückbleiben. Wie bereits erwähnt, wird dafür nur die linke Hand verwendet. Der Prophet, Friede sei mit ihm, sagte: „Berührt eueren Intimbereich nicht mit euerer rechten Hand, während ihr uriniert und auch nicht für dessen Reinigung.“ [Bukhari]. Die rechte Hand wird für das Essen und das Begrüßen anderer Menschen verwendet. Folglich wäre es unhygienisch, mit dieser Hand auch den Intimbereich zu reinigen.

Das Verlassen der Toilette

Hat man seine Notdurft verrichtet und sich danach entsprechend gereinigt, dann tritt man mit dem rechten Fuß zuerst aus der Toilette heraus. Dabei spricht man ein weiteres, kurzes Bittgebet: Ghufranak, was so viel bedeutet wie „Mein Herr, vergib mir“. Somit wird Allah sowohl beim Eintreten als auch beim Austreten aus der Toilette gedacht.

Fazit

Wie bei allen islamischen Vorschriften steckt auch hinter den Regeln zur Toilettennutzung viel Weisheit, besonders in Hinblick auf die Hygiene, Gesundheit und eigene Sicherheit. Daher ist es ratsam, sich an diese Gebote zu halten. Lernt man die Bittgebete beim Betreten und Verlassen der Toilette, achtet auf einen angemessenen Ort, um sich zu erleichtern und hält sich dabei sauber und rein, so wird man dafür von Allah belohnt werden und auch im Diesseits viele Vorteile davon haben.

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