Das Paradies als Schlüssel zum Glück

jenseits paradies 24.12.2022
tropicgarden

Das, was eine Person im Inneren antreibt, sowie sein ultimatives Ziel im Leben unterschieden sich mitunter stark von Mensch zu Mensch. Versucht man, diese Faktoren so allgemein wie möglich zu beschreiben, so gelangt man zu dem Ergebnis, dass der Wunsch nach Vergnügen und Glückseligkeit die Menschen antreibt. Das Ziel ist also, positive Gefühle wie Vergnügen zu maximieren und gleichzeitig negative Gefühle wie Schmerz so gut wie möglich zu vermeiden. So würden die meisten Menschen die Glückseligkeit beschreiben. Doch diese Annahme ist fehlerhaft. Einen Muslim treibt der Wunsch nach einem guten Leben im Jenseits an. Warum diese Motivation eher zu Glückseligkeit bereits im diesseitigen Leben führt, erläutert der vorliegende Artikel.

Was bedeutet Glückseligkeit?

In der heutigen, westlichen Gesellschaft wird Glück oft als Erfüllung der menschlichen Bedürfnisse bei Abwesenheit negativer Gefühle verstanden. So erfragte eine Umfrage aus dem Jahr 2016, was deutsche Erwachsene ab 14 Jahren unter dem Begriff „Glück“ verstanden. Die meisten Antworten bezogen sich auf eine intakte Familie und einen guten Freundeskreis, Gesundheit, Frieden und Harmonie. Direkt darauf folgten ein guter Arbeitsplatz, keine Geldsorgen und kein Stress. Aber auch Faktoren wie ein schöner Urlaub oder gutes Wetter wurden von der Hälfte der Befragten angegeben.[1] Obwohl diese Antworten naheliegend sind, stellt sich die Frage, ob die genannten Faktoren wirklich glücklich machen. Entgegen der Erwartung existieren viele Menschen, die keinen dieser Wünsche erfüllt haben und dennoch glücklich sind. Auf der anderen Seite gibt es auch viele, die sowohl familiär als auch materiell gesehen eine Menge besitzen. Dennoch sind sie unglücklich.

Dies zeigt auf, dass es außer der Erfüllung von menschlichen Bedürfnissen, Wünschen und Begierden noch etwas anderes geben muss, was den Menschen glücklich macht. Die Glückseligkeit, die durch Faktoren wie Liebe zu anderen, einem sicheren und stabilen Leben und materiellem Wohlstand erreicht wird, basiert auf Empfindungen und Wahrnehmungen. Diese Art des Glücks spürt ein Mensch in dem Moment, in dem sein Wunsch nach eben diesen Dingen erfüllt wird. Das Glücksgefühl hält jedoch selten länger als einige Stunden an. Nachdem es abgeklungen ist, spürt man ein Verlangen nach mehr. Daher ist es, dass die Menschen oft nicht wertschätzen, was sie haben: Das Gefühl von Glück nutzt sich ab und man sucht nach mehr Macht, mehr Geld, einem schöneren Körper oder einem besseren Partner. Auf lange Sicht wird man so ein Sklave der eigenen Begierden und Neigungen. Man empfindet Neid gegenüber anderen, die vermeintlich mehr besitzen. Die wahre Glückseligkeit erreicht man mit dieser Definition von Glück nicht.

Ihr steht eine andere Art von Glück gegenüber, die auf inneren Werten basiert. Sie stillt den spirituellen Hunger, den die erste Art des Glückes verursacht. Dieses Glücksgefühl entsteht durch das Anerkennen eines höheren Sinns im Leben. Im Islam ist dieser Sinn, dass man nur Allah, dem Erhabenen, dient [Koran 51:56].

Antrieb und Ziel der Muslime

Der Muslim als Gottergebener wird dadurch angetrieben, dass er ein gottesbewusstes Leben führt. Dieses ist im Befolgen des Korans und der Sunna verwurzelt und geht somit über das rein sinnliche Vergnügen hinaus. Das ultimative Ziel, auf das Muslime durch ihre Gottesdienste hinarbeiten, ist das Paradies. Das Verlangen nach diesem Ort, den der rechtschaffene Muslim nach dem Tod betreten wird, ist ein entscheidender Faktor, der zu guten Taten anspornt. Abhängig von der eigenen Persönlichkeit kann entweder dieses Verlangen oder die Angst vor der Hölle die höchste Motivation im Leben darstellen. Diese Einstellung gibt dem Leben einen höheren Sinn. Ein leerer Lebensstil, der sich auf Wohlstand, Besitztümer und weltliche Freuden fokussiert, wird durch die Hoffnung auf ein perfektes Leben im Jenseits ersetzt. Anstatt ein Sklave der eigenen Begierden zu sein, wird man ein Sklave Allahs. Die Hingabe zu Ihm und die Ersuchung Seiner Zufriedenheit dominieren das Leben. Auch, wenn dies das Missfallen der Mitmenschen bedeutet, die einem praktizierenden Muslim gegenüber nicht immer positiv eingestellt sind: Es ist bekannt, dass das Paradies von Erschwernissen umgeben ist und die Hölle von Gelüsten [Muslim]. Wenn man erkennt, dass wahre Glückseligkeit in dieser Welt nicht erreichbar ist, erträgt man Schwierigkeiten leichter. Allah allein ist dazu fähig, einen Menschen glücklich zu machen. Diese Erkenntnis führt bereits zu einem kleinen Stück Glückseligkeit auf dieser Erde.

Dennoch ist dieses Glück im Diesseits nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Paradies. Al-Mustawrid überlieferte, dass der Prophet, Friede sei mit ihm, sagte: „Was ist das Gleichnis dieses irdischen Lebens im Vergleich zum Jenseits anders, als wenn einer von euch seinen Finger in das Meer taucht? Lasst ihn sehen, was er hervorbringt.“ [Muslim]

Im Vergleich zum Paradies, welches ewig ist, ist diese Welt nur ein Ort der Durchreise. Hier muss jeder Mensch sich beweisen, um nach dem Tod die größtmögliche Freude erfahren zu dürfen: Das Paradies.

Die Freuden des Paradieses

Das Leben im Paradies ist nicht nur unendlich, die Freuden, die die Gläubigen dort erwarten, sind auch mit nichts auf dieser Welt vergleichbar. Dennoch hat Allah im Koran einige Aspekte des Paradieses mit Freuden des Diesseits beschrieben. So hat das Paradies auf Arabisch den Namen Dschenna, was Garten bedeutet. Denkt man an die luxuriösen Gärten, die die frühen Muslime in Spanien, Persien oder Indien entwarfen, bekommt man eine Vorstellung, wie dies gemeint ist. Das Paradies ist jedoch noch viel schöner als alles, was den Menschen vom Diesseits bekannt ist. Daher sagte der Prophet, Friede sei mit ihm, dass Allah sagt: „Ich habe für Meine rechtschaffenden Diener das vorbereitet, was kein Auge gesehen, und kein Ohr gehört hat, und niemals als Herzenswunsch in die Vorstellung eines Menschen einfiel.“ [Bukhari]

Diese Überlieferung beweist, dass das Paradies weit über die Vorstellungskraft der Menschen hinausgeht. Es ist ein Ort, an dem vielfältige und unbekannte Genüsse auf die Gläubigen warten. So sagt Allah, der Erhabene, auch:

Doch niemand weiß, welche Augenweide für sie verborgen ist, als Lohn für ihre Taten.“ [Koran 32:17]

In diesem Garten der Wonne wird seinen Bewohnern ein neuer und perfekter Körper gegeben. Das Paradies ist also nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, ein spiritueller Zustand ohne Körper. Vielmehr ist es sowohl spirituell als auch sinnlich zu erleben. Neben all den Genussmitteln, den Zeitvertreiben und der Schönheit existiert nicht das geringste Leid. Traurigkeit oder andere, negative Gefühle kennen die Paradiesbewohner nicht mehr [Muslim]. Jede Erwartung, die sie je hatten, wird erfüllt werden und noch mehr.

Fazit

Im Gegensatz zur rein gefühlsmäßigen Zufriedenheit schafft der Islam eine tiefe innere Ruhe, die auch in Zeiten der Probleme und Schwierigkeiten nicht verschwindet. Ein Muslim wird von der Erfüllung seines Lebenszwecks, seinem Schöpfer zu dienen, angetrieben. Wer dies tut, der wird nach dem Tod das Paradies erreichen. Nimmt man das Paradies als Ansporn, so führt dies auch zu einem glücklicheren Leben im Diesseits. Doch es ist wichtig, nie zu vergessen, dass diese Welt nicht der Ort für die wahre Glückseligkeit ist und es immer Schwierigkeiten geben wird. Ewige Freude wird der Muslim erst im Paradies verspüren.

 

[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/596669/umfrage/bedeutung-von-glueck-in-deutschland/

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